Die CSR-Berichtspflicht ist in aller Munde, und so hatte sich auch FutureCamp, der Münchner Profi für Klima-, Energie und Umweltberatung, dieses Thema auf die Fahnen der FutureCamp-Frühjahrstagung* geschrieben. Deutlich wurde einmal mehr: Nachhaltigkeit ist und bleibt eine herausfordernde Übersetzungsleistung. Und Nachhaltigkeitsreporting ist eine der zentralen Stellschrauben, die eine Übersetzung gelingen oder scheitern lässt.

Nachhaltigkeit. Der Witz, über den keiner lacht?

Die Metapher des Übersetzens konsequent ans Ende gedacht, kommt man zu dem ernüchternden Ergebnis, dass vieles der bisherigen Nachhaltigkeitskommunikation, inkl. Reporting, schlecht übersetzt ist, nämlich wortwörtlich vom Ufer der Nachhaltigkeit hinübergeschifft ans Ufer der Unternehmen. Wie wenig wirkungsvoll das ist, sieht man, wenn man einen Witz wörtlich übersetzt.  Die einzelnen Begriffe sind zwar korrekt übertragen – nur, es lacht keiner. Die Pointe bleibt unverstanden – so entsteht eine Übersetzung ohne Wirkung, die schlichtweg sinnlos ist.

Von der Grammatik zur Schaffung von Bedeutung

Grammatik ist notwendig, egal, ob man Sprache oder Nachhaltigkeit übersetzt. Kriterienkataloge für Nachhaltigkeit, Standards, Leitlinien, Nachhaltigkeitsberater – und auch eine Berichtspflicht können als Übersetzungshilfen dienen, um die Grammatik zu meistern. Sie ist das Fundament, aber eben auch noch keine gute Kommunikation. Das Selbstverständnis eines Übersetzers ist nicht, das Original nachzubauen, sondern es am neuen Ufer neu zu erschaffen und mit Leben zu befüllen. Dazu braucht es Mut und Kreativität – nicht unbedingt Begriffe, die man gemeinhin mit Nachhaltigkeit, geschweige denn Nachhaltigkeitsreporting verknüpft.

Wer Mut hat, gewinnt

Die Berichtspflicht ist ein wunderbarer Anlass für Unternehmen, Mut zu sammeln und wirkungsvoll zu kommunizieren. Die Pflicht lässt sich ohne Frage auch mit einfacher Grammatik abhaken. Kriterienkataloge abarbeiten und fertig. Doch das ist wieder wie der Witz, über den keiner lacht – es bewirkt nichts. Bleiben Unternehmen bei der Grammatik stehen, geben sie einfach nur Geld aus. Wer den Mut hat, auf Grundlage der Grammatik authentische Kommunikation zu kreieren, bewirkt etwas – perspektivisch auch für den Erfolg des Unternehmens selbst. Dass der intelligente Umgang mit den so schwer zu handhabbaren Intangible Assets eines Unternehmens – und Nachhaltigkeit gehört ein Stück weit dazu – künftig über Resilizenz und Erfolg von Unternehmen entscheiden wird, ist kein Geheimnis  Es wird in Sachen Nachhaltigkeit nur mit einer Begeisterung vergessen, die verwundert.

* Rund 30 Unternehmen waren am 20. April bei FutureCamp vertreten und haben sich über die Fakten rund um die EU-Richtlinie 2014/95/EU zur nichtfinanziellen Berichterstattung informiert. Die auf GRI spezialisierte Nachhaltigkeitsberatung Triple Innova, der LCA-Experte Ludwig-Bülkow-Systemtechnik sowie Unternehmensvertreter von BMW und Union Investment näherten sich den Themen Berichtspflicht, Reporting und sinnhafte Nachhaltigkeitskommunikation aus ihrer Perspektive. Für den Fährmann hielt Meike Frese einen Impulsvortrag.