Im Experten-Interview mit Digitalisierungsexpertin Claudia Hilker (http://www.hilker-consulting.de/) beleuchtet Fährmann Geschäftsführerin Desiree Schubert das Zusammenspiel zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit und beschreibt Einflüsse auf das Nachhaltigkeitsmanagement.

Wo gibt es Überschneidungen zwischen der Nachhaltigkeit und der Digitalisierung?

Zunächst könnte man sagen, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung DIE Megatrends unserer Zeit sind. Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft und Wirtschaft von Grund auf. Das zeigt sich in der Produktion, im Handel, bei Dienstleistungen, im Verkehr und letztlich im Konsumverhalten. Sie fordert massive Veränderungen im unternehmerischen Wertschöpfungsprozess: Big Data, Industrie 4.0, Arbeiten 4.0 und Social Media gehören zum neuen Alltag.

Immer mehr Unternehmen mit traditionellen Geschäftsmodellen sehen sich mit neuer, digitaler Konkurrenz konfrontiert und sind gezwungen, rasch zu reagieren. Auch die Gesellschaft entwickelt und verändert sich dank der Digitalisierung immer schneller.

Die Unternehmensperspektive:

Die Digitalisierung bringt hochdynamische und schnelllebige Märkte hervor, in denen sich die Art und Weise, neue Kunden zu gewinnen sowie neue Produkte und Services zu entwickeln, anpassen muss. Weiterhin geht es auf solch dynamischen Märkten darum, Risiken zu minimieren, die aus disruptiven Innovationen, neuen Geschäftsmodellen und durch neue Wettbewerber entstehen. Es liegt auf der Hand, dass die Auswirkungen der Digitalisierung mit ihren neuen Anforderungen an Innovations- und Geschäftsprozesse auch Veränderungen der Unternehmenskultur mitbringen. Es verändern sich maßgeblich die Prozesse zwischen Unternehmen und Kunden, Produkte und Dienstleistungen sowie Wertschöpfung und Geschäftsmodelle.

Die Digitalisierung besitzt demzufolge einen massiven Einfluss auf unternehmerische wie auf private Aktivitäten – und Nachhaltigkeit steckt mal mehr mal weniger mit drin. Man kann diese beiden Bereiche überschreiben mit „Industrie 4.0“ und „Smart Living“. Letzteres meint vor allem den Einfluss der Digitalisierung auf die konsumtive Lebenswelt im Rahmen von Freizeit, Familie und Freundeskreis.

Die gesellschaftliche Perspektive:

Wir erwarten von der Digitalisierung eine grundlegende und nachhaltige Wirkung auf die Gesellschaft. Jeder kennt mittlerweile Begriffe wie „Smart Home“, „Smart Mobility“ oder  „Smart Health“.

In allen Lebensbereichen geht es dabei letztlich um digitale Unterstützung: Vernetzte, automatisierte Technik hilft bei der Optimierung des Einsatzes von  Zeit und Ressourcen. Die digitale Überwachung und Beeinflussung der Gesundheit zieht schon heute weite Kreise. Wer kennt sie nicht, die mehr oder weniger attraktiven wearables, die zur Fitnesssteigerung am Handgelenk baumeln? Oder aus dem Bereich der Mobilität die CarSharing Angebote, die mittlerweile dank Digitalisierung sehr benutzerfreundlich geworden sind?

Durch die positive Brille betrachtet hilft uns die Digitalisierung also dabei, Ressourcen zu sparen, die Umwelt weniger zu belasten, wertvolle Zeit zu gewinnen und der Gesundheit Gutes zu tun. Setzt man diese rosa Brille ab, so müsste man zumindest über Rebound-Effekte (Effizienzsteigerung führen zu erhöhtem Verbrauch) sprechen.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf das Nachhaltigkeitsmanagement?

Auch das Nachhaltigkeitsmanagement wird durch Big Data und Social Media beeinflusst. So erfährt es vor allem durch Clouds und Computer eine gute Unterstützung. Bequemer gelingt so die Informationsbeschaffung, aber auch die Koordination und kommunikative Außendarstellung der Nachhaltigkeitsleistung. Damit beeinflusst die Digitalisierung maßgeblich wesentliche Disziplinen des Nachhaltigkeitsmanagements: Input, Unternehmentransformation, Output.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Tätigkeit von NachhaltigkeitsmanagerInnen?

Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager finden in der Digitalisierung durchaus Unterstützung. Ihr Aufgabenfeld und Berufsbild lässt sich allerdings nicht digital einlesen oder gar ausfüllen. Sie müssen nach wie vor in Eigenregie ihre Schlüsse ziehen, Daten bewerten und aufbereiten. In Zeiten von Big Data wird es nicht leichter zu entscheiden, was relevant ist und in welcher Form relevante Informationen über die passenden Kanäle an die Stakeholder gesendet werden (Stichwort Social Media). Auch ihre Überzeugungsarbeit kann – nach innen wie außen – lediglich digitale Unterstützung erfahren. Die Kernleistungen eines Nachhaltigkeitsmanagers bleiben also höchst zwischenmenschlich und kommunikativ.

Allerdings bringt die digitalisierte Arbeitswelt auch neue Anforderungen mit: So werden eigenverantwortliches Handeln, permanente Selbstoptimierung, gruppendynamische Prozesse und eine schnelle Verständigung in sozialen Netzwerken immer wichtiger. Mit der Digitalisierung avancieren innerbetriebliches Networking, Bildungsarbeit und soziale Durchsetzungsstärke zu Schlüsselkompetenzen des Nachhaltigkeitsmanagers.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Sie als Nachhaltigkeitsberaterin?

Die Fährmannschaft versteht sich als Impulsgeber und Unterstützer von NachhaltigkeitsmanagerInnen. Daher setzen wir dort an, wo wir ihre Kompetenzen stärken und fördern können, damit sie ihre steuernden Tätigkeiten hin zu mehr unternehmerischer Nachhaltigkeit optimal ausführen und ausleben können.

Auch hier kann die Digitalisierung in Form von bespielbaren (Kommunikations-)Kanälen hilfreich sein. Allerdings geht es in erster Linie um die Unterstützung bei der Bewältigung jener Optimierungsaufgaben, die nur bedingt einer klaren und einheitlichen Logik folgen. Es geht ja im Nachhaltigkeitsmanagement nicht um das Abarbeiten von Kriterien, sondern eher um ein Ringen nach der jeweils besten und passendsten Lösung im spezifischen Kontext eines Unternehmens.

NachhaltigkeitsmanagerInnen sind tagtäglich bemüht, einen Ausgleich von Interessen sowie eine Balance zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Ansprüchen herzustellen. Dies erfordert für jedes Unternehmen eine eigene Übersetzung von Nachhaltigkeit und eigene intelligente Ansätze zur Überwindung von Widerständen. Hier setzen wir mit Beratung, Schulungen und Coachings an – sei es vor Ort– oder mit digitaler Unterstützung via Webinaren, Skype und Co.

Wer gerne mehr zum Zusammenspiel von Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfahren möchte, findet hier interessante Quellen:

http://www.umweltdialog.de/de/csr-management/nachhaltigkeitsberichte/2015/Durch-Digitalisierung-Deutschland-nachhaltiger-gestalten.php
http://www.netzpiloten.de/kann-uns-die-digitalisierung-zu-mehr-nachhaltigkeit-verhelfen/
http://www.handelsblatt.com/input/hsbc/produktinfos/mit-digitalisierung-und-nachhaltigkeit-das-depot-der-zukunft-schaffen/v_microsite/12290896.html